Das diesjährige ZeitZeug_Festival feiern wir vom 25.-28. September unter dem Motto ZeitZeug_Überbleibsel. Wir haben 16 Arbeiten von aufstrebenden Künstler:innen ausgewählt, die in verschiedenen Kulturräumen Bochums gezeigt werden. Gemeinsam wollen wir über verschiedene Fragen nach Überbleibseln nachdenken. Wer oder was bleibt übrig? Was machen wir mit dem, was übrigbleibt und wer entscheidet darüber? Was erzählt das Übriggebliebene über die Vergangenheit und was werden unsere Überbleibsel in Zukunft über uns erzählen? Wir freuen uns euch im September bei den Arbeiten unserer Künstler:innen zu begrüßen und mit euch in einen Austausch zu treten.
Unser komplettes Festivalprogramm findet ihr unten.
We will be celebrating this year’s ZeitZeug_Festival from September 25-28th under the motto ZeitZeug_Remants. This time, we have selected 16 works by aspiring artists. They will be shown in various spaces in Bochum. Together, we want to reflect on various questions about Remnants. Who or what remains? What do we do with what remains and who has the power to decide about that? What do remnants tell us about the past and what will our remnants reveal about us? We look forward to welcoming you to the works of our artists in September.
© Nooshin Seifi
Darkness
Performative Audioinstallation von Nooshin Seifi
Diese performative Audio-Installation taucht tief in die Dunkelheit, in Erinnerungen und in die Albträume ein, die nach Gewalterfahrungen im Körper verbleiben und weiterwirken. Die Gäste betreten eine Welt, in der Sehen und Nichtsehen, Schlaf und Wachsein, Traum und Wirklichkeit miteinander verschmelzen. Die Vergangenheit ist ein Fenster zur Dunkelheit. Die Zukunft ein Licht, das im Schatten kaum zu erkennen ist. Und dieser Moment bleibt bedeutungslos. Am Ende bleibt eine Frage: Wie lässt sich diese Dunkelheit vertreiben?
Hinweis: Zuschauer:innen werden diese Vorstellung mit verbundenen Augen besuchen. Es gibt laute Geräusche. Ohrenstöpsel stehen zur Verfügung.
Mit: Judith Grytzka, Alina Mathiak, Faezeh Mojahedtalab
WANN: 26.09.25 – 19:00 Uhr
WO: Musisches Zentrum (RUB)
Eintritt: Pay what you want (Empfehlung: 4 €)
Reservierung: zeitzeug.reservierungen@gmail.com
© Richard Stöhr
you with the sad eyes
Theaterstück von Ilario Raschèr
Wir mögen damit rechnen, dass wir uns niedergeschmettert fühlen, untröstlich, verrückt angesichts eines Verlusts. Aber wir rechnen nicht damit, dass wir wortwörtlich verrückt sind. ~Joan Didion
Hamlets Welt ist ins Wanken geraten: Sein Vater ist tot. Hamlet wankt entlang der Grenzen seiner Realität, die er plötzlich mit Gespenstern teilt. Welches Stück müsste er aufführen, um seine Trauer zu greifen und sein eigenes Stück nicht in einem großen Blutbad enden zu lassen? In einer vorsichtigen Bewegung nähert sich ein Performer der Figur Hamlet, der Sprachlosigkeit, den Zuschreibungen, der Wut und der unter allem liegenden Trauer. Wie können wir uns Verlusten stellen und sie in unsere Gegenwart übersetzen? Wie können wir im Theater einen Raum des gemeinsamen Betrauerns und Bezeugens erschaffen? Eine Annäherung an eine Zeit der Verluste und der Versuch, sich darin neu zusammenzusetzen.
Inhaltshinweis: Verhandlung von Tod und Trauer, explizite Beschreibung und Darstellung eines Walkadavers.
Mit: Max Kurth
Regie: Ilario Raschèr
Ausstattung: Luca Punke
Dramaturgie: Marie Fuchs
WANN: 27.09.25 – 19:00 Uhr
WO: Rottstr. 5 Theater
Eintritt: Pay what you want (Empfehlung: 4€)
Reservierung: zeitzeug.reservierungen@gmail.com
© Tim Albrecht
stories from futures past
Performance von the paranormal φeer group
stories from futures past lädt jeweils zwei Zuschauende dazu ein, zusammen mit einer Performer:in sowie alten, ausrangierten, elektrischen Geräten, Geschichten über verlorene Zukünfte neu zu erfinden.
Die interaktive, musikalische Performance setzt sich mit der Idee von möglichen und unmöglichen Zukunftsvorstellungen auseinander und erforscht spielerisch, die künstlerische Forschungsfrage: Welche Zukünfte können und wollen wir uns – ausgehend von einer Gegenwart in der Krise – überhaupt noch vorstellen, wovor haben wir gemeinsam Angst und was macht uns Mut?
TT?! – Ping Pong Seance
Performance von Lukas Huber
Dieser Abend findet nicht statt. Es werden keine Rollen gespielt. Es wird keine Beziehung gegeben haben…
Die performative Installation „TT?! – Ping Pong Seance“ beschäftigt sich mit dem Nicht-Stattfinden und dem Gesehen-Werden – auf der Bühne, wie in familiären Beziehungen. Im Zentrum steht eine Serie von Fotografien, die der Performer 2022 während einer Aufführung des Stücks „Extrem Laut und unglaublich nah“ anfertigte. Jede Vorstellung fotografierte er in seiner Rolle des Oskar Schell das Publikum und setzt diese Fotografien nun in einen neuen Kontext. Eine Tischtennisplatte lädt das Publikum zur wortlosen Konversation ein. TT?! Ballwechsel statt Wortwechsel.
Biografisches und Fiktives, Früher und Heute, Kindheit und Erwachsen-Sein verweben sich zu einem Abend über Abwesenheit, Spiel und die Sprachlosigkeit männlich sozialisierter Beziehungen.
WANN: 28.09.25 – 18:00 Uhr
WO: Quartiershallen in der KoFabrik
Eintritt: Pay what you want (Empfehlung: 4€)
Reservierung: zeitzeug.reservierungen@gmail.com
Die Legende des toten Soldaten
Lesung von Lina Kempchen
Zwischen Trauerprozess und Propaganda stehen die historischen Zeitdokumente, die in dieser künstlerischen Lesung verwoben werden. Auch nach dem Tod des Wehrmachtssoldaten bleibt die Denkwelt des Nationalsozialismus omnipräsent. Sie schleicht sich im Wechselspiel zwischen Individuum und Gesamtgesellschaft in die Sprache ein und wohnt scheinbar jedem inne. Doch welche Stimmen finden kein Gehör? Und wieviel Mitgefühl darf oder kann man mit Nazis haben?
Korrespondenzen aus einem Privatnachlass, eine Mappe voller Schreibmaschinendurchschläge, zusammengestellt vom Vater des Gefallenen, bilden die Materialgrundlage, ausgewählt, arrangiert und ungekürzt, ein Versuch des Dokumentarischen.
Inhaltshinweis: Tod, Verlust, Krieg, nationalsozialistische Sprache
© Anno Melzer
Textile Erinnerungen an die DDR
Interaktive Installation von Anno Melzer
Textilien tragen Erinnerungen. Erinnerungen an die Momente, die wir erlebten während wir sie trugen, an geliebte Menschen, an eine bestimme Zeit. Manche Kleidung wurde mit viel Liebe und Handarbeit selbst hergestellt und war der Stolz ihrer Besitzer:innen, andere wurde aus Zwang getragen, verabscheut und versucht zu verstecken. So kann das, was wir als zweite Haut tragen auch eine politische Dimension bekommen. Auch über die persönliche Erfahrung hinaus tragen Kleidungsstücke Symbolcharakter für ganze Generationen. Mit der Zeit können die Erinnerungen verschwimmen, das Bild wird unscharf oder von anderen überlagert. Manche Kleider bleiben nur schemenhaft im Gedächtnis.
In einer multimedialen, interaktiven Rauminstallation werden diese verblassten Erinnerungen wiederbelebt und erlebbar gemacht. Die Besuchenden sind eingeladen die Geschichten von Kleidungsstücken aus der DDR zu hören, zu fühlen und nachzuempfinden.
WANN: 25.09.- 28.09.25
Eintritt: Pay what you want
© Mahsa Esmaeili
Wörter aus einem untergegangenen Land
Installation von Mahsa Esmaeili
In Wörter aus einem untergegangenen Land befasst sich Mahsa Esmaeili mit längst vergessenen Wörtern aus DDR-Zeiten. Die metaphorischen Begriffe, die aufgrund der Unzufriedenheit gegen das DDR-System in der Bevölkerung entstanden sind, sind der Ausdruck des Widerstandes. Esmaeili überträgt diese Begriffe in eine inszenierte und humoristische Bilderwelt und hebt die Bedeutung der Sprache als Widerstandsmittel hervor.
WANN: 25.09.- 28.09.25
© Sarah Napierski
“(die sache selbst ist anzuschauen), noch bevor sie Sinn macht”
Installation von Napierski&Perera
“(die sache selbst ist anzuschauen), noch bevor sie Sinn macht”(1) ist eine kollaborative Ausstellung. Sie setzt sich aus mehreren sinnlichen Eindrücken zusammen, die miteinander verflochten sind: In einer Audiocollage werden Interviews zu verschiedenen Geschichten von E. Perera miteinander verwoben, während S. Napierski die Beziehung zwischen Textilien und den Menschen, deren Leben sie prägen, durch Fotografien abbildet. Es werden Spuren sichtbar, die über die Geschichte von Textil und Mensch, über ihre Begegnung und ihre Ähnlichkeiten erzählen: „Ich habe ein ganzes Leben hinter mir.“(2) Das Objekt Kleidung ist Handlungs- und Erinnerungsträger geworden.
(1) Schmidt (2015): Ästhetik des Fadens, S. 7.
(2) Veerman (2021): Die vielen Leben eines Kleidungsstücks.
Barriere/freiheit: Die Ausstellung besteht aus zwei sinnlichen Teilen: einer ist rein visuell erfassbar (Fotos&Texte), der andere rein auditiv (Audiospur).
Reize: Wir stellen Ohrstöpsel und eine Sitzmöglichkeit bereit, falls beide Sinneseindrücke getrennt voneinander wahrgenommen werden wollen.
Sprache: Deutsch (Audio).
Inhaltshinweis: Es läuft eine geloopte Audiospur, in der es zum Teil um die Themengebiete Familie und Verlust geht.
WANN: 25.09.- 28.09.25
Eintritt: Pay what you want
Ghost of the Day
Installation von Florian Genz
Spätnachts huschen sie durch mein Zimmer: Reproduktionen von Kunstwerken. Im fahlen Licht meines Bildschirms flackern sie auf, nur um gleich wieder zu verschwinden. Mechanische und virtuelle Rituale haben sie beschwört. Von Raum und Zeit entkoppelt sind sie gleichzeitig überall und nirgendwo. Sind sie Abbilder, die ihrem Ursprung noch gleichen? Oder Trugbilder, ohne Spur von Menschlichkeit?
Ghost of the Day basiert auf meiner Sammlung reproduzierter Kunst aus dem Internet. Nach verschiedenen technischen Übersetzungen versuchen die Bilder, das einst Menschliche in der Kunst durch Acryl-Malerei wieder zu materialisieren. Doch ab wann zeigt sich der Mensch in seinen Werken? Und kann einst Verlorenes überhaupt wiederkehren?
WANN: ???
WO: ???
© Lena Tondello
Schulweg
Kurzfilm von Lena Tondello
Im Juli 2021 kam es im Ahrtal zu einer Flutkatastrophe unvorhersehbaren Ausmaßes. 135 Menschen verloren ihr Leben; unzählige mehr verloren ihr Hab und Gut, ihre Häuser, ihre wichtigsten Erinnerungen. Drei Jahre später geht der Wiederaufbau noch immer nur schleppend voran. Dies ist der Versuch, zu erkunden, was es bedeutet, einen Teil seiner Vergangenheit unwiederbringlich zu verlieren.
WANN: 25.09.25 – 18 Uhr
WO: endstation.kino
Karten bald erhältlich unter endstation-kino.de
© Annelie Schrötter
Portrait I
Kurzfilm von Annelie Schrötter
In ihrem Kaleidoskop-artigen Kurzfilm Portrait I nähert sich die Künstlerin Annelie Schrötter sechs portraitierten Menschen aus verschieden Blickwinkeln und fängt damit ein kubistisch anmutendes Misch-Gemälde des Menschlichen und des Persönlichen ein. Sie begleitet die Charaktere mit verschiedenen medialen Mitteln und zeichnet, filmt, schneidet, nimmt auf und layert das Material in bewegten Collagen.
WANN: 25.09.2025 – 18 Uhr
WO: endstation.kino
Karten bald erhältlich unter endstation-kino.de
© Simon Dickel
READY FOR RANSOM
Kurzfilm von Simon Dickel
In READY FOR RANSOM spricht der Protagonist Ransom Bradford (1937-2013) über die Gründe für seine Entscheidung, eine sogenannte Konversionstherapie zu beginnen, um heterosexuell zu werden. Zugleich nimmt der Filmemacher die im Jahr 2005 gefilmten Interviews, die 17 Jahre lang in seinem Schrank lagen, als Ausgangspunkt, um über seine Freundschaft mit Ransom und ihren Altersunterschied von 36 Jahren zu reflektieren. Der Film zeigt, wie sich Homophobie in den Körper einschreibt und reflektiert über den Zusammenhang von sozialen Normen, Stigmatisierung und Gefühlen. Dabei geht es auch um die großen Themen Liebe und Verlust sowie Bezüglichkeit und schwules Begehren.
Inhaltshinweis: Thematisierung von Suizid
WANN: 25.09.2025 – 18 Uhr
WO: endstation.kino
Karten bald erhältlich unter endstation-kino.de
© Hakyung Kang
1,2,3 – Kimchi!
Kurzfilm von Hakyung Kang
1,2,3 – Kimchi! ist ein autobiografischer Kurzfilm in Form einer Videoarbeit über Migration als ein komplexes Geflecht von Überbleibseln in Körpern, Dokumenten und Erinnerungen. Im Zentrum steht die Verbindung der früheren familiären Migrationsgeschichte mit meiner heutigen Realität als Migrantin in Deutschland. Die Arbeit beleuchtet die Weise, wie migrantische Körper dokumentiert und registriert werden, und macht durch dokumentarische und experimentelle Mittel marginalisierte Perspektiven und Erinnerungen sichtbar.
WANN: 25.09.2025 – 18 Uhr
WO: endstation.kino
Karten bald erhältlich unter endstation-kino.de
© Angela Regius
Ich wollte das auch für mich machen
Kurzfilm von Angela Regius
Welche Spuren hinterlassen wir, wie erinnern sich andere an uns? In Ich wollte das auch für mich machen geht eine Frankfurter Filmemacherin den Überbleibseln ihres Vaters in München nach.
Der Film entstand während der Eignungsprüfung für den Studiengang Regie an der
HFF München.
WANN: 25.09.2025 – 18 Uhr
WO: endstation.kino
Karten bald erhältlich unter endstation-kino.de
Pfefferpoly – Geh doch dahin wo der Pfeffer wächst
Workshop von Die Körner (Christine Daniels & Lou Salvador Lange)
Ein soziales Experiment im Spielgewand: In unserem Setting erforschen wir spielerisch koloniale Denkmuster. Wir schreiben das Jahr 1498. Auf der Suche nach neuen Gewürzen begeben wir uns in ein performatives Abenteuer auf hoher See. Gemeinsam entdecken wir die Weltmeere und neue Länder. Doch sei gewarnt: Nicht nur Stürme können dich vom Kurs abbringen – auch dein moralischer Kompass wird auf die Probe gestellt.
Inhaltshinweis: Dieser Workshop behandelt auf spielerische Weise Themen wie Kolonialismus und koloniale Ausbeutung, (historisch inspirierte) diskriminierende Rollen- und Sprachbilder
Hinweis: Es wird mit echten Gewürzen gearbeitet. Bei Allergien ist von einer Teilname am Workshop abzusehen.
WANN: 27.09.25 – 12:00 bis 17:00 Uhr
WO: Blue Square
Eintritt: Pay what you want (Empfehlung: 4 €)
Wir bitten um Anmeldung unter zeitzeug.reservierungen@gmail.com
Diddl and Draw. MS Paint und die Highlights der Jahrtausendwende
Workshop von Max Meyer
Die Diddl-Maus – eine Ikone der 90er und 2000er und ein beliebtes Tauschobjekt auf den Schulhöfen dieser Zeit. Ihr niedliches Design erinnert uns an sichere Zeiten. Ach wie schön, endlich hatten wir den Euro und die Weltmeisterschaft wurde daheim gefeiert. Um diese Epoche zu ehren oder und in unsere
Gegenwart zu holen, soll in diesem Workshop mit den Designs des Produkts Diddl gespielt werden. Die Teilnehmer*innen können mit Hilfe des richtungsweisenden Windows Programm MS-Paint eigene Bilder gestalten und diese mit Diddl-Blättern kombinieren.
Die Teilnehmer*innen können gerne ihre eigenen Diddl Blätter mitbringen. Es kann vor Ort getauscht werden.Skizzenbücher und andere Vorstudien sind gerne gesehen.
WANN: 28.09.2025