Seit kurzer Zeit, aber dafür jährlich, findet das Zeitzeug_ Festival in Bochum statt. Inzwischen zum sechsten Mal wird der freien Szene der (darstellenden) Künste ein Sprungbrett zum austauschen, abtasten und ausrasten geboten. Organisiert wird das in der Regel viertägige Festival von Studierenden verschiedener Fachrichtungen.
In der Ausgabe 2018 werfen wir unser Netz noch ein wenig weiter aus ! Der Call richtet sich dementsprechend an junge Künstler*innen aus ganz Europa, die (noch) nicht Teil der etablierten Szene-Landschaft sind.
Wieder einmal werden sich die Spielorte über den gesamten Bochumer Stadtraum verteilen. Zeit, zu zeigen, euer Zeug!
Der Termin des Zeitzeug_ Festivals 2018 steht fest! In diesem Jahr wird es vom 15.-18. November in Bochum stattfinden.
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For a short time, Zeitzeug_Festival takes place in Bochum once a year. This year, for the sixth time, we are going to provide a steppingstone and platform for the liberal (performing) arts to exchange, to examine, to freak out. This four-day festival is organised by students of different disciplines.
In this year’s edition we are going beyond borders! Thus, the call is meant for young artists all over Europe, who are not yet part of the established theatre landscape.
This year again, all venues will be allocated within Bochum’s urban space. It’s high time to show your stuff!
a b s a t z – äöü
Begehbare Installation für eine Person in deutscher Sprache
Dauer pro Person: circa 10 Minuten
Von außen ist A b s a t z ein Kasten. Er lädt dazu ein, seine monolithische Architektur zu erkunden. Im Innern herrscht enge stille Einsamkeit. Folgt man dort dem Sog des Lichts, kann eine Begegnung mit dem Protagonisten aus Kafkas Erzählung »Die Sorge des Hausvaters« stattfinden, dem Wort O d r a d e k . Es huscht durchs Bild, raschelt in der Wand, erzählt seine Geschichte und fordert am Ende eine Kehrtwende. Das Ganze erscheint zwar sinnlos, aber in seiner Art abgeschlossen.
von: äöü (Patricia Bechtold, Johannes Karl)
Kastenbau: Simon Oehrle
Technik: Florian Dobener, Asja Mahgoub
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a b s a t z – äöü
walk-in installation for one person in german
duration per visitor: 10 minutes
From the outside, A b s a t z is a box. It invites you to discover its monolithic architecture. Inside, there is intimate quiet solitude. If you follow the pull of light, you can meet the protagonist from Kafka’s story „The Cares of a Housefather”, the word O d r a d e k . It scurries through the picture, rustles in the wall, tells its story and demands a turnaround at the end. The whole thing looks senseless enough, but in its own way perfectly finished.
from äöü (Patricia Bechtold, Johannes Karl)
construction: Simon Oehrle
technicians: Florian Dobener, Asja Mahgoub
Alle unter einer Decke – dreamAteam
Alle unter einer Decke ist ein performatives Experiment, um nach radikal empathischen Strategien des Zusammenseins zu suchen. Wir nehmen die alte feministische Weisheit, dass das Private politisch ist, ernst und fragen: können wir unsere intimsten Ängste und Visionen teilen und so einen Raum für gemeinschaftliches Träumen schaffen?
Hierzu laden wir zum kollektiven Rückzug ein in den privatesten und vermeintlich sichersten Raum, den es gibt: unter die eigene Decke.
Big Toe – Pooyesh Frozandeh, Milo Juráni, Katarína Marková, Franziska Schneeberger
Verbannt in die Dunkelheit geschlossener Schuhe dient uns das menschlichste Organ überhaupt als Symbol der Verführung durch das Niedere. Der große Zeh ist missachtete Bedingung der menschlichen Aufrichtung in die vertikale Position, menschlicher Kultiviertheit und in der Folge gewaltiger, vertikal angeordneter Denkstrukturen dualistischer Gegensätze. Oben und unten, Himmel und Erde, denken und fühlen. Gleichzeitig markiert der große Zeh die Unüberwindbarkeit der Berührung mit dem Boden. (Auch Gott hat einen großen Zeh und das Raumschiff hat einen Boden.) In Auseinandersetzung mit Georges Batailles Essay „Der große Zeh” schlüpfen wir in die Fraktalform des großen Zehs, wo wir Evolutionsgeschichte neben Mechanismen des Kapitalismus, Fetisch, Ekel und Sorgetechniken als ko-existierende Realitäten vorfinden.
Wir werden Ihnen während der Performance anbieten, Ihre Füße zu massieren. Lassen Sie sich niedrig verführen, finden Sie die Verbindung zu ihren BIG TOEs. Please take off your shoes.
Von und mit: Pooyesh Frozandeh, Milo Juráni, Katarína Marková, Franziska Schneeberger
BIG TOE wird gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW und das NRW Kultursekretariat, die Stadt Bochum, den AStA der Ruhr-Uni Bochum, den Fond na Podporu Umenia, das Goethe-Institut Slowakei, Info Cube, sowie das Boskop Kulturbüro der Ruhr-Uni Bochum. Das Projekt wird unterstützt durch die Szenische Forschung, das Residenzprogramm des Divadlo Pôton sowie das Batyskaf Projekt Bratislava.
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Big Toe – Pooyesh Frozandeh, Milo Juráni, Katarína Marková, Franziska Schneeberger
Welcome to BIG TOE, one one possible interpretation of the famous Theory Of Everything. Take place in our Critical Well-ness Studio, the fantastic artistic research laboratory on the feet in general and the big toe in specific. During the Performance we will offer to massage your feet. Let it be a temptation to the low, find your connection to your BIG TOEs. Pleas take off your shoes.
Banished into the darkness of closed shoes the most human organ of all serves as symbol of temptation throuhg the low/common/basic(?). The big toe builds the disdained condition of human erection into vertical position, human refinement und as its consequence of enourmous, vertikal arranged structures of thinking in a dualistic way. Up and down, sky and earth, thinking and feeling. At the same time the big toe marks out the impossibility to overcome the touch with the ground. (Even god has a big toe and the space ship has its floor.) In examination with George Batailles Essay „The Big Toe“ we jump into the fractal form of the big toe, where we discover history of evolution next to mechanisms of capitalism, fetish, disgust and technics of caring as co-existing realities.
Of and with: Pooyesh Frozandeh, Milo Juráni, Katarína Marková, Franziska Schneeberger
BIG TOE is promoted by Ministry for Culture and Science of NRW and the NRW Culture Secretary, the City of Bochum, AStA of Ruhr-University Bochum, the Fund na Podporu Umenia of Slovakia, Goethe-Institute Slovakia, Info Cube and not at least Boskop Culture Office of Ruhr-University Bochum. The project is supported by Masterprogramme Scenic Research, the residency programme of Divadlo Pôton and the Batyskaf Project in Bratislava.
Blue (ribbon dance) – Przemek Kamiński
Blue (ribbon dance) ist die zweite Soloperformance in einer Reihe von monochromatischen, von einer Farbe beherrschten, Choreographien. Angelehnt an Derek Jarman’s Film Blue (1993) und Maggie Nelson’s Bluets, erschafft Przemek Kamiński einen Tagtraum, in dem die Farbe blau zur einzigen Erfahrung wird. Der Soundtrack, dementgegen sich Przemek bewegt, reflektiert die Geschichte der Farbe sowie auch eine persönliche: eine Erforschung von Verlust hin zur Besinnung auf Liebe und Trauer. Blaue Momente, Bewegungen und Stimmungen dringen durch das blaue Band, durch den bewegten Körper und aus ihm hinaus auf die Bühne.
// english version
Blue (ribbon dance) – Przemek Kamiński
Blue (ribbon dance) is a second solo performance in a series of monochromatic choreographies choreographies reduced to, produced by and related to one colour. Drawing from a 1993 film Blue by Derek Jarman and a 2009 book Bluetsby Maggie Nelson, Przemek Kamiński creates a field of contemplation, a reverie of blue, where the colour turns into a primary quality of experience. He moves against a dense soundtrack, which comprises reflections on the history of the colour as well as personal narrative: a meditation on love and grief, an exploration of loss. Blue movement leaks out, when initiated from within the body, to be finally prolonged by a transitional object a (blue) ribbon.
photos: Lucas Brodowicz | BRATstudio
choreography and performance: Przemek Kamiński
ribbon dance score: Frederic Gies
sound: Fraencis
voice: Martin Hansen
thanks to: Julia Plawgo, Aleksandr Prowaliński and Mateusz Szymanówka
empowering spaces – make a move collective
Welchen ungeschriebenen Gesetzen und Verhaltensweisen folgen wir im öffentlichen Raum? Wie lassen sich routinierte Abläufe und kollektive Prozesse neu auflösen?
Das make a move collective nähert sich diesem Thema performativ und verübt positive Anschläge, in denen sich die Performer*innen den öffentlichen Raum auf ungewöhnliche Weise zu Nutze machen.
Elemente zeitgenössischer Performance und des Parkour werden miteinander verknüpft, um den Blick des Zuschauers oder Passanten für seine Umgebung neu zu öffnen. Nicht-Orte werden durch die Performer*innern neu beschrieben und bekommen eine neue Bedeutung.
Folgt uns auf Instagram @make_a_move_collective und verlinkt eure Fotos mit unserem Hashtag #makeamovecollective
Choreographie/Performance: Salim Benmammar, Charlotte Brohmeyer, Jennifer Döring, Maria Golding, Karoline Strys
Gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW im Rahmen der Individuellen Künstlerinnen- und Künstlerförderung, einem Projekt der ecce GmbH.
Liebe Grüße
Mortal Toys
Die Teilnehmer werden eingeladen, an einem performativen Spiel zu partizipieren, bei dem sie Prototypen von Videobrillen in Verbindung mit drahtlosen Überwachungskameras ausprobierten. In dieser halböffentlichen Situation experimentierten sie mit übertragenen Körperbewegungen, improvisierten Choreografien, werden “kontrolliert” und übernahmen “Kontrolle”, während sie von den anderen Teilnehmern beobachtet werden.
// english version
Mortal Toys
Participants are invited to join a performative game, in which they try out prototypes of video glasses connected to wireless surveillance cameras. Strangers meet in a semi-public situation and were are asked to play, while they are watched by the other participants.They experiment with transmitted body movements, improvised choreographies, are “controlled” and take “control” of others.
Nothing for 60 minutes – Howool Baek and Matthias Erian
Wir kennen uns selbst mehr oder weniger gut. Doch wie sehen andere uns? Ist es nicht so, dass die Anderen nur einen kleinen Teil von dem sehen, wer wir wirklich sind? In „NOTHING for 60min-media part“, suchen Howool Baek und Matthias Erian nach Antworten auf diese Fragen durch eine gekonnte Kombination aus Tanz und Videoperformance. Dabei liegt der Blick auf den Details eines tanzenden Körpers – eine Hand, ein Ellbogen, Finger. Durch das filmische Erfassen dieser Details und deren direkter Wiedergabe entsteht ein aufregendes Wechselspiel zwischen Wiedererkennung und Entfremdung. Der Zuschauer hat hier die Möglichkeit seine oder ihre eigene Sinnhaftigkeit in den bizarren und spektakulären Bildern, die ein sich bewegender Körper hervorruft, zu suchen.
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Nothing for 60 minutes – Howool Baek and Matthias Erian
We know ourselves, more or less. But how do others see us? Isn’t it so that they see only a small part of who we really are? In “NOTHING for 60min-media part”, Howool Baek and Matthias Erian search for an answer to those questions via an ingenious combination of dance and video. By drawing attention to the details of a dancing body – a hand, an elbow, fingers – and by filming these details and processing them live, an exciting play of recognition and alienation is generated. The spectator is given every opportunity to seek his or her own meaning in the spectacular, bizarre images that a moving body can produce.
photo by Jubin Kim
Die Zukunft (ver-)sprechen – Alisa Tretau
In diesem Workshop lädt Alisa Tretau ein, mit Hilfe der Retrospektiven Improvisation Unmögliche Ideen möglich werden zu lassen. Die Retro-Impro fasst die Sprechenden unter einer geteilten Urheber*innen-Identität
zusammen, aus der heraus sie scheinbar unlösbare Probleme, unmögliche Utopien und haarsträubende Behauptungen sowohl konstruktiv als auch kreativ besprechen und (fair)-spekulieren können.
Die retrospektive Improvisation wurde durch das Kunstfigurenkollektiv MYRTLE GORDON (Anne Brammen, Anja Kerschkewicz, Lena Kollender, Alisa Tretau) entwickelt und kam zuletzt vermehrt als performatives Publikumsgesprächsformat in der Berliner Theaterlandschaft zum Tragen.
Unter der Überschrift APPARAT präsentierten vom 26. - 29. November 2020 verschiedene Künstler:innen ihre Projekte auf dem ZeitZeug_Festival.
Als eintägige Auftakt-Veranstaltung für das ZeitZeug_ 2020, fand am 15. November 2019 das ZeitZeug_chen unter der Überschrift APPARAT statt.
Vom 23. - 26. November 2017 fand an unterschiedlichen Standorten in Bochum das ZeitZeug_Festival statt.