Produktivität des Brutkastens
Zunächst waren nur fünf Kastenwesen. Aber der Brutkasten hat in vier Tagen eine ganze Wand von ihnen hervorgebracht: Wir alle sind zu Kastenwesen geworden. Der Dauerkreativprozess im 1. Obergeschoss der Zukunftsakademie hat in auch körperlich erlebbarer Brutkastenatmosphäre drei Tage lang ein Eigenleben entwickelt und kreative Ideen, wilde Erlebnisse, Werke unterschiedlichster Art bis zum Deckel in sich aufgetürmt.
Alle Besucher_innen sind eingeladen, ihr inneres Kastenwesen zu erforschen und es sodann heftig die Sau rauslassen zu lassen. Die fünf allerersten Kastenwesen (AKW) animieren mittels Kastenquests dazu. Bis auf Level 3 kommt, wer auf einer Open Stage selber etwas Geschöpftes performt. Bei den Präsentationen geben sich nicht nur die alten und neuen Kastenwesen, sondern auch die unterschiedlichsten künstlerischen Methoden das Mikrofon in die Hand: Es werden der gemeinsam getextete Zeitzeug_Song mit Gitarre und Cello angestimmt, Fotostorys vom traurigen Dasein der Wachente und von Maskottchen Friedrich beim Clubben vorgestellt, getextet und verlesen, live gezeichnet; es gibt ein Daumenkino und Begegnungen auf Litauisch, einen Comic, den Zeitzeug_Junkie, diverses Gedichtetes, gelegentlich einen kurzen Text von Stefan, eine Nebelmaschine, Musik Musik Musik, Julias TOP 10 der Ereignisse, die sich besser als Lecture Performance herausgestellt hätten… Und das ist nur das Best Of!
Albernheiten werden hier genau so viele Quadratzentimeter eingeräumt wie Sentimentalitäten, Pathos darf es sich im Kasten gemütlich machen wie auch Narratives und Analytisch-Reflexives. Im mit Technik, Musikinstrumenten, Papier, Sofas und Kissen vollgestopften Kasenwesenzimmer herrscht, quetschen sich auch noch menschliche (Kasten)Wesen hinein, ein derart gemütlich-kreativ-stickiges Miteinander, dass kaum vorstellbar ist, dass sich der Brutkasten erst vor drei Tagen hier eingerichtet hat und noch Sonntag wieder auszieht. Er hat ein munteres Eigenleben geführt und durch seine Präsenz im Festivalzentrum immer auch Möglichkeiten geboten, die vielen anderen Ereignisse des Festivals mitzubringen, aufzuwärmen und zu besprechen – mit mehr als nur Worten. Nun werden die vielen vielen Kastenwesen hinausgehen in die Welt und sich dabei vielleicht immer mal wieder an diese Möglichkeiten erinnern und ihrem inneren Kastenwesen einen produktiven, ganz und gar viereckigen Raum einräumen. Sicher werden sie das.
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