Wir schieben einen schwarzen Vorhang beiseite und finden uns in einem fahl beleuchteten Raum wieder. Zwei Paar Kopfhörer, einige Kissen auf dem Boden. Zwei alte Fernseher davor. Es knackt in den Kopfhörern, die Bildschirme leuchten auf. Und zeigen zwei verschiedene, ständig wechselnde Bilder. Unscharf, verwackelt, nur assoziativ erschließbar. Meer wird zu Tierfell wird zu einem Blätterdach, dazwischen Zahnräder. Oder sind das Augen? Vielleicht aber auch was ganz anderes.
Ich suche das Phantom Cyborg und zwar in der Stadtbücherei Bochum. Erstmal heißt es: “Tasche und Mantel ablegen. Haben Sie irgendwelche Gegenstände dabei mit denen Sie Andere gefährden könnten?” Ich bekomme eine Identifikationsnummer: C00005. Der Herr im weißen Kittel vom Eingang bittet mich, zur ersten Station zu gehen, betitelt mit Ziffern, nummerisch aufsteigend. Dort werde ich vom Schild aufgefordert, innezuhalten und meine Umgebung warzunehmen. Spärlich ausgeleuchtet in klinischem Grünton türmen sich Bücherregale auf beigem PCV-Boden, dazu einige Menschen mit Klemmbrettchen in weißen Kitteln, die wichtig geschäftig umherlaufen: Das partizipative Book Shelf Human Body Cyborg Labyrinth. Wo sind sie, die Cyborgs?
“Kinderspiele in Südost-Anatolien” hat Emel Aydoğdu ihre dokumentarische Fotoausstellung genannt. Beim ersten Blick auf die 14 Bilder nimmt sich das ganz nett aus – muntere bunte Eindrücke vor Hauseingängen und staubig grauen Straßen. Aber dann ploppt ein Paradox auf. Wie passen der Bäcker (#4), der Luftballon-, der Souvenir-, der Zuckerwatteverkäufer (#6, 7, 9) ins Schema? Kinder sind sie ohne Frage – aber was sie machen, wirkt jetzt eher nicht wie der hölzerne Kaufmannsladen in mitteleuropäischer Tradition. Bitterböse Kinderarbeit also? Oder muss hier irgendwie anders gedacht werden?
[Innerer Monolog des Erdmännchens ungeklärten Namens, vor dem Mikrofonständer, Bühnenecke, Die Trompete, Viktoriastraße, 12.11.15, zirka 22.58 Uhr.]
Wie üblich rockts mir nur im Rücken. Respektive, meine aufmerksamen Lauscher dürfen miterleben, wie die Bad Cooks hinter mir jazzig-funkig abgehen, und mir bleibt der nachlässig schiefe Blick schräg nach vorne durch die Mitte ins Auge: ja ja, ins Publikum. Wenigstens haben die sich alle mal hier runterbequemt, treppab treppab, ins atmosphärisch palettige Kellerloch. Sind doch gar nicht so wenige. Einigen hängen ein paar düstere Schatten um die Augen, aber lieber abends die Astrapulle in der Hand als die Champagnerdusche am Morgen auf dem heißen Blechdach, wie ich gerne sage. Obacht, jetzt fangen sie da hinten auch noch an zu tanzen!