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Eindrücke aus der Türkei: Film und Ausstellung in der Stadtbücherei

“Kinderspiele in Südost-Anatolien” hat Emel Aydoğdu ihre dokumentarische Fotoausstellung genannt. Beim ersten Blick auf die 14 Bilder nimmt sich das ganz nett aus – muntere bunte Eindrücke vor Hauseingängen und staubig grauen Straßen. Aber dann ploppt ein Paradox auf. Wie passen der Bäcker (#4), der Luftballon-, der Souvenir-, der Zuckerwatteverkäufer (#6, 7, 9) ins Schema? Kinder sind sie ohne Frage – aber was sie machen, wirkt jetzt eher nicht wie der hölzerne Kaufmannsladen in mitteleuropäischer Tradition. Bitterböse Kinderarbeit also? Oder muss hier irgendwie anders gedacht werden?

Momentaufnahme: Sausengedanken

[Innerer Monolog des Erdmännchens ungeklärten Namens, vor dem Mikrofonständer, Bühnenecke, Die Trompete, Viktoriastraße, 12.11.15, zirka 22.58 Uhr.]

Wie üblich rockts mir nur im Rücken. Respektive, meine aufmerksamen Lauscher dürfen miterleben, wie die Bad Cooks hinter mir jazzig-funkig abgehen, und mir bleibt der nachlässig schiefe Blick schräg nach vorne durch die Mitte ins Auge: ja ja, ins Publikum. Wenigstens haben die sich alle mal hier runterbequemt, treppab treppab, ins atmosphärisch palettige Kellerloch. Sind doch gar nicht so wenige. Einigen hängen ein paar düstere Schatten um die Augen, aber lieber abends die Astrapulle in der Hand als die Champagnerdusche am Morgen auf dem heißen Blechdach, wie ich gerne sage. Obacht, jetzt fangen sie da hinten auch noch an zu tanzen!

Bochumer Versprechen – Hörstationen im Stadtraum

Was versprechen wir uns von Gebäuden und Institutionen, die wir ins Stadtbild pflanzen? Welche Erwartungen werden an sie geknüpft, warum ist auf jeden Fall an irgendeiner Stelle Waschbeton beteiligt, und wie schätzen wir ihr Potenzial vielleicht 60 Jahre später ein?

Performance “Deutschland den Hunden 2”

Die Performance beginnt an einer Tür im Zuschauerraum und dort endet sie auch. Von hier wird eine Mülltonne zur Bühnenmitte geschoben, eine Frau setzt sich ans Klavier und spielt. Lied 256, immer wieder unterbrochen von ihrem eigenen, lauten Atmen ins Mikrofon. Ihr Spiel wird abgelöst von einem Mann in Jeansjacke, der durch besagte Tür den Raum betritt, Besen und Plastikgewehr schulternd. Es ist Andreas Baader, zurück und bereit für den neuen deutschen Herbst. Nach mehrfachen Versicherungen, glücklich und zuversichtlich zu sein, erklärt er, ihm sei eigentlich unendlich schlecht. Zuviel Scheiße gefressen und alles falsch gemacht beim Versuch, sich endlich auch mal was zu gönnen. Konsum ist also immernoch keine Lösung. Seine um die eigene Person kreisenden Reden werden durchbrochen von der Frau am Klavier, die anschaulich beschreibt, wie sie ein totes Kaninchen ausnimmt und häutet.

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