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Schön ist, was ein Schutzraum ist.

Gießen

gießen 2

Bochum.

Eines geb ich zu: was die aktuellen Studierenden der Angewandten Theaterwissenschaft in Gießen genau machen, davon wusste ich nichts. Liegt vielleicht auch daran, dass wir mehr Bewerbungen aus Hildesheim bekommen (Konkurrenz-Alert). Dass aber Gießen fast schon das Berlin der praktischen Theaterwissenschaftler_ innen ist, was den Ruf oder besser den Mythos/das Flair betrifft, unterschreibe ich jetzt hier: xoxo.

Philipp und ich waren dieses Jahr zur Theatermaschine 2016 eingeladen, um Stückepatenschaften zu übernehmen. Uns erwartete ein volles Programm. Jetzt an dieser Stelle eine Performance besonders hervorzuheben, fände ich nicht repräsentativ für die Fülle an Ideen und Ansätzen, die uns präsentiert wurden. Was ich vor allem beneidenswert schön finde, war die liebevolle und konstruktive Atmosphäre bei allen Veranstaltungen. Selten habe ich ein Publikum erlebt, das mit dem Kopf und dem Herz gleichermaßen aufmerksam in einer Aufführung sitzt. Also in etwa so wie bei Kindern, die etwas erklärt bekommen und man sieht in den Augen, wie es im Kopf arbeitet. You know what I mean?

Man merkt diesen Gießenern an, dass sie sich viel kümmern und dass sich viel um sie gekümmert wird. Da spielt ein Heiner Goebbels mit einer Studentin Tischtennis, da mischt ein Gerald Siegmund bei einer Performance als Teil eines schwulen Männerchors mit. Gießen ist ein Schutzraum für alle Beteiligten. Das hat sich auch bei der Theatermaschine gezeigt, dessen Festivalzentrum ein leerstehender Baumarkt war. Trotz der Größe, der Angst vielleicht auch, ein bisschen lost in the corner zu sein. Man war immer mittendrin. Es war schön!

Bleibt nur die Frage:

Hallo Gießen, wann kommst du zu uns_ ?

Jessica

G(en)ießen

Freitag bis Sonntag waren Jessi und ich bei der Theatermaschine in Gießen zu Gast und durften die Performance-Früchte der Studierenden der angewandten Theaterwissenschaft bestaunen. Circa 48 Stunden haben wir in der unterschätzten Metropole am Rande Hessens verbracht in denen wir zwischen 10 und 15 Produktionen gesichtet, das ein oder andere Bier geöffnet, das Tanzbein geschwungen und wenig geschlafen haben. Ein ganz schön straffes Programm, aber glücklicherweise konnten wir auf eine unschlagbare Gastgeberin und ein sehr hilfsbereites Theatermaschine-Team bauen – da grenzte das Ganze fast schon an Cluburlaub. Wir haben tolle Arbeiten gesehen (die hier jetzt leider nicht im Einzelnen besprochen werden können) und nette Theater_/ Performance_/ Festival_ Menschen kennengelernt. Wäre toll einige von denen beim Zeitzeug_ 2016 wiederzusehen.

Es bleibt festzuhalten: Gießen ist vielleicht eine Berliner Exklave. Auch bei Theaterfestivals ist festes Schuhwerk zu empfehlen. Mit 4 Stunden Schlaf kann man produktive Nachgespräche führen wenn die Gruppe stimmt.

Danke Gießen – auf bald!

And the Winner is… (!)

Zum Abschluss wird es noch mal ein klein wenig feierlich, auch wenn die langen zähen Worte dankenswerterweise ausfallen. Im Rahmen der Festivalkooperation des Zeitzeug_ mit Arena…der jungen Künste benennen die drei Vertreterinnen aus Erlangen, die in den vergangenen Tagen dem Programm aufmerksam beigewohnt haben, den Zeitzeug_Künstler, den sie zum kommenden Festival im Juni 2016 einladen möchten: Die “Freifahrt” erhält Tommy Neuwirth, dem freigestellt ist, ob er seine Performance “Verarbeite, was dich verarbeitet 2” noch einmal präsentiert – oder aber ein anderes Projekt. Den liebevoll gebastelten Preis konnte er, bereits abgereist, leider nicht persönlich entgegennehmen, und bis zum Zeitpunkt der Benennung war es auch noch nicht gelungen, ihn telefonisch zu erreichen. Dennoch herzlichen Glückwunsch!

Produktivität des Brutkastens

© Lukas Frye

Zunächst waren nur fünf Kastenwesen. Aber der Brutkasten hat in vier Tagen eine ganze Wand von ihnen hervorgebracht: Wir alle sind zu Kastenwesen geworden. Der Dauerkreativprozess im 1. Obergeschoss der Zukunftsakademie hat in auch körperlich erlebbarer Brutkastenatmosphäre drei Tage lang ein Eigenleben entwickelt und kreative Ideen, wilde Erlebnisse, Werke unterschiedlichster Art bis zum Deckel in sich aufgetürmt.

Performance “Im Orbit des Imaginären”

Kratzen, Rauschen, Knistern. Barfuß mit einer Art Stethoskop mit Mikro versehen in der Hand untersucht Performancekünstlerin Anja Plonka Leisten, Wände, Türrahmen und schlängelt sich im roten Kleidchen in Geheimagentin-Manier im Raum entlang. Was ist da am Schlüsselloch? Knack, zischsch, rrrrrtsch. Sie springt auf das Fensterbrett und fährt mit dem Stethoskop am Rahmen umher. Die Geräuschkulisse wird für das Publikum lauter, unangenehmer. Plonka bewegt sich sicher und zielstrebig im Raum, lautlos und mit festem Blick treibt sie Zuschauer auseinander und bahnt sich ihren Weg. Auch alle im Raum befindlichen Tische (bis auf der des Technikers) werden den Zuschauern buchstäblich unter den Armen weggezogen und untersucht. Als wolle sie den statischen Gegenständen Leben einhauchen, sie hörbar machen für das Publikum.

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